Große Aufregung um die DGB-Bildungsstätten in Hamburg-Sasel und Niederpöcking. Seit vor einem knappen Jahr bekannt wurde, dass die beiden renommierten Bildungseinrichtungen geschlossen werden, kocht die öffentliche Auseinandersetzung mehr und mehr über. Ende Juni berichtete der Betriebsrat Blog, dass etliche der betroffenen Mitarbeiter in den zwei Zentren mittlerweile über ihre Kündigung informiert wurden und die Verhandlungen über einen Interessenausgleich gescheitert sind.
Gewerkschaftsfunktionär Olaf Harms wirbelte kürzlich viel Staub auf, als er in einem Interview behauptete, es sei „erstunken und erlogen“ gewesen, den Bildungsstätten die wirtschaftliche Tragfähigkeit abzusprechen und sie deswegen zu schließen. Sein Vorwurf: Die Schließung sei Folge interner Finanzierungsschwierigkeiten beim DGB. Die Weiterbildung von Betriebsräten gehöre offensichtlich nicht mehr zu den zukünftigen „tragfähigen Vorhaben“.
Nun äußerte sich auch Christine Zumbeck, die Leiterin der Betriebsrätequalifizierung im DGB-Bildungswerk. Im Interview mit der Zeitung „Junge Welt“ wies sie die Vorwürfe von Harms zurück. Sie sprach über hohe Renovierungskosten und günstigere Alternativen: Nur wirtschaftliche Gründe seien es gewesen, die den Ausschlag für die umstrittene Entscheidung gegeben hätten. Gewerkschaftliche Bildungsabgebote würden außerdem mit sinkenden Teilnehmerzahlen kämpfen. Viele Seminare gehen an die private Konkurrenz verloren. Man müsse zukünftig beobachten, was diese Institute anders machen, damit Teilnehmer zurückgewonnen werden können.
Wir meinen: Wenn es wirklich wirtschaftliche Überlegungen waren, die zur Schließung der beiden legendären Bildungsstätten geführt haben, dann kommt die Erkenntnis, dass Marktbeobachtung möglicherweise ein probates Mittel zur Qualitätssteigerung und „Kundengewinnung“ sein könnte, reichlich spät. Immer mehr Betriebsräte werden sich enttäuscht abwenden. Bei der Weiterbildung sparen? In der Privatwirtschaft wäre das undenkbar!
Peter
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